Mayumba Nationalpark, Taschendiebe und Gastfreundschaft (Teil 2)
Im Allgemeinen und im Besonderen wurde ich immer gastfreundlich, höflich und oft auch über alle Maßen freundschaftlich empfangen. Mit unzähligen Leuten habe ich gelacht, bin auf ein Bier eingeladen worden oder lud auf ein Bier ein, habe Freundschaften geschlossen und bei der zweiten Begegnung gingen die Begrüßungen oft über ein förmliches Händeschütteln hinaus. Eines ist Faktum: selbst wenn ich die rosarote Urlaubsbrille ablege, ist es ganz sicher so, dass die Menschen hier, trotz ihrer nach europäischen Maßstäben schwierigen Lebensumstände, um etliches glücklicher und fröhlicher sind als wir. Auch will ich keineswegs in ein Klischee verfallen, aber hier wird getanzt, gefeiert, getrunken…einfach gelebt. Und wesentlich weniger geraunzt. Eigentlich war nur in der Hauptstadt ein gewisses Maß an Vorsicht geboten. Dort, wo die Menschendichte zunimmt, nimmt auch das Aggressionspotential dementsprechend zu. So wurde ich anfangs das eine oder andere Mal, bar jeder Kenntnis über Preise und Usancen, über den Tisch gezogen und selbst das nur in Maßen.
Die einzige unangenehme Situation fand eigentlich nur im „Grand Marché“ in Libreville statt.
Dort wollte sich ein Taschendieb an meiner „banane“, sprich meiner Gürteltasche, zu schaffen machen. Ich bemerkte sein Zupfen an den Reißverschlüssen sofort -zumal nichts Wertvolles darinnen war- packte ihn und flüsterte ihm ins Ohr, dass ich ihn…Zensur. Diese verbale Arznei wirkte nachhaltig, er verzog sich auf alle Fälle ziemlich rasch, wobei er mir im Gehen noch provokant zurief, dass hier zuerst hingeschlagen und dann geredet wird. Großmäuler gibt es wohl in allen Ecken der Erde.
Die umliegenden Händler haben naturgemäß nicht den tatsächlichen Grund für das kurze körperliche Tête-à-tête erkannt und die Situation missinterpretiert, sodass ich in ruhigem, aber doch zügigem Schritte unter diversen Verbalinjurien den Markt verließ.
Ausdrücke wie „Kolonialist“ und „Sklavenhalter“ waren noch eher die Harmlosigkeiten.
Aber selbst hier hatte ich nicht das Gefühl, die Situation könnte in körperliche Aggression umschlagen. Im Prinzip ein Vorfall, der vermutlich wesentlich häufiger in Neapel, Paris oder Moskau auftritt.
Später dann habe ich das Erlebnis mehreren Einheimischen geschildert, die alle der Meinung waren, dass der Dieb enormes Glück mit mir hatte. Hätte ich nämlich lauthals „Au voleur“ – also „Dieb“ – oder ähnliches geschrien, der Bursche wäre wahrscheinlich von der Menge körperlich belehrt und gezüchtigt worden. So bereits einmal anderswo in Afrika erlebt.
In den letzten Tagen am Wochenende habe ich mich selbst nachts unter die jugendlichen Massen gemischt. Einige waren höchsten verwundert, was hier wohl ein Weißer macht. Vor allem so ein alter Sack wie ich. Zu mancher Kleingruppe habe ich mich dazugesellt und man hat mich sofort eingeladen.
Das war mir dann allerdings doch zu wild und ich habe mich in Beisln verzupft, die ich bereits kannte.
Folgende Grundregeln gilt es allerdings doch in der Stadt zu beachten. Hier also ein Libreville Survival-Guide (ohne Anspruch auf Vollständigkeit), soferne man die Absicht hat, sich etwas ausserhalb breitgetretener Pfade zu bewegen. Diese Empfehlungen gelten natürlich nicht, wenn man sich 3 Wochen ausschließlich im luxuriösen Le Méridien aufhält:
Im Ernst: Gabon ist ein wunderschönes, bezauberndes, sicheres und stabiles Land, reich an Naturschätzen, Fauna und Flora. Die Menschen sind fröhlich, höflich und zuvorkommend.
Auch wenn die Masse der Bevölkerung unter nicht so einfachen Lebensbedingungen lebt, so ist sie doch reich. Vergiss Deinen Eurozentrismus und lege nicht unsere Maßstäbe an. Ich habe hier im Gegensatz zu Wien kaum jemanden Betteln sehen.
Die Menschen, denen ich begegnet bin, wollten in der Regel nichts von mir, sie waren alle neugierig auf mein Herkunftsland und waren wissbegierig.
Mit einem Satz: auf nach Gabon.
Und zuletzt eine Danksagung: Danke Andrea, dass Du mich überhaupt auf die Idee mit dem Blog gebracht hast.
Letzte Impressionen:
Ausblick vom Hotel Safari in Mayumba
Eine weitere Version: eine Maman und ein Papa
Strand bei Les Sablières in Libreville
Lagune in Mayumba
klassisches "dos tourné" - Beisl (umgedrehter Rücken), das die Einheimischen frequentieren.
Man sitzt auf Barhockern von der Strasse abgewandt
Im Bild "César´s" in Moanda, wo ich regelmäßig mein Frühstück eingenommen habe
Trotz aller Unkenrufe hat er noch immer Fans:
Fan-Club Barack Obama
Die einzige unangenehme Situation fand eigentlich nur im „Grand Marché“ in Libreville statt.
Dort wollte sich ein Taschendieb an meiner „banane“, sprich meiner Gürteltasche, zu schaffen machen. Ich bemerkte sein Zupfen an den Reißverschlüssen sofort -zumal nichts Wertvolles darinnen war- packte ihn und flüsterte ihm ins Ohr, dass ich ihn…Zensur. Diese verbale Arznei wirkte nachhaltig, er verzog sich auf alle Fälle ziemlich rasch, wobei er mir im Gehen noch provokant zurief, dass hier zuerst hingeschlagen und dann geredet wird. Großmäuler gibt es wohl in allen Ecken der Erde.
Die umliegenden Händler haben naturgemäß nicht den tatsächlichen Grund für das kurze körperliche Tête-à-tête erkannt und die Situation missinterpretiert, sodass ich in ruhigem, aber doch zügigem Schritte unter diversen Verbalinjurien den Markt verließ.
Ausdrücke wie „Kolonialist“ und „Sklavenhalter“ waren noch eher die Harmlosigkeiten.
Aber selbst hier hatte ich nicht das Gefühl, die Situation könnte in körperliche Aggression umschlagen. Im Prinzip ein Vorfall, der vermutlich wesentlich häufiger in Neapel, Paris oder Moskau auftritt.
Später dann habe ich das Erlebnis mehreren Einheimischen geschildert, die alle der Meinung waren, dass der Dieb enormes Glück mit mir hatte. Hätte ich nämlich lauthals „Au voleur“ – also „Dieb“ – oder ähnliches geschrien, der Bursche wäre wahrscheinlich von der Menge körperlich belehrt und gezüchtigt worden. So bereits einmal anderswo in Afrika erlebt.
In den letzten Tagen am Wochenende habe ich mich selbst nachts unter die jugendlichen Massen gemischt. Einige waren höchsten verwundert, was hier wohl ein Weißer macht. Vor allem so ein alter Sack wie ich. Zu mancher Kleingruppe habe ich mich dazugesellt und man hat mich sofort eingeladen.
Das war mir dann allerdings doch zu wild und ich habe mich in Beisln verzupft, die ich bereits kannte.
Folgende Grundregeln gilt es allerdings doch in der Stadt zu beachten. Hier also ein Libreville Survival-Guide (ohne Anspruch auf Vollständigkeit), soferne man die Absicht hat, sich etwas ausserhalb breitgetretener Pfade zu bewegen. Diese Empfehlungen gelten natürlich nicht, wenn man sich 3 Wochen ausschließlich im luxuriösen Le Méridien aufhält:
- trage keine teuren Accessoires (Rolex, Haban-Goldschmuck oder Ähnliches), es sei denn, es steht groß „made in China“ darauf oder Du bewegst Dich in diplomatischen oder anderen erlesenen Kreisen
- kleide Dich nicht in Versace-Anzügen (außer in oben erwähnten Kreisen)
- lasse deinen Schlüsselanhänger von Mercedes, BMW und vor allem Ferrari zuhause
- nimm nur das nötige Geld mit
- teile dieses Geld in 2 Teile auf: Geldbörse mit sehr geringen Summen, den Rest irgendwo am Körper versteckt
- sei nicht schreckhaft, bewege Dich, als wärst Du hier zu hause
- Bewege Dich daher gemächlichen und nicht gehetzten Schrittes („passus africus“ – ich hoffe richtig dekliniert)
- Zeige deinen enormen Bizeps – das schindet Eindruck
- Trainiere dir vor der Reise einen Stiernacken an und rasiere deinen Kopf auf „boule à zéro“ (0,1 mm) – man wird Dich für gefährlich halten
- Lade nicht zuviel ein, poche auf Gegeneinladungen
- Bestell keinen Whiskey um €15,- die 2 cl, trinke das lokale Bier
- Zücke nicht dein iPhone 4 oder Samsung Galaxy, kaufe dir das billigste Handy, das es gibt
- Sage, du bist französisch-sprechender Österreicher. Wer es mit seiner österreichischen Lebensanschauung vereinbaren kann, kann auch behaupten, er sei Deutscher. Kommt auch immer gut.
- Räume nicht das Geschirr von deinem Restauranttisch ab, man wird dich auslachen (so gesehen von einem jungen, französischen Soldaten, der sich von 19-jährigen Mädeln auslachen lassen musste)
- Sei verbal schlagfertig
- Besteige oder Verlasse ein Taxi immer Gehsteig-seitig („Kottan/Schrammel-Effekt“). Sonst hält man Dich für deppert
- Frauen sitzen im Taxi niemals an der Türe. Merke, als Mann fungierst Du immer als fleischgewordenes Airbag
- Feilsche immer. Auch wenn die Preise angeschrieben sind
- Flirte immer mit der hässlichsten Frau in der Runde, vor allem, wenn andere Männer dabei sind. Dann kann nichts schief gehen
- Auch wenn Du nichts verstehst, nicke weise und allwissend
Im Ernst: Gabon ist ein wunderschönes, bezauberndes, sicheres und stabiles Land, reich an Naturschätzen, Fauna und Flora. Die Menschen sind fröhlich, höflich und zuvorkommend.
Auch wenn die Masse der Bevölkerung unter nicht so einfachen Lebensbedingungen lebt, so ist sie doch reich. Vergiss Deinen Eurozentrismus und lege nicht unsere Maßstäbe an. Ich habe hier im Gegensatz zu Wien kaum jemanden Betteln sehen.
Die Menschen, denen ich begegnet bin, wollten in der Regel nichts von mir, sie waren alle neugierig auf mein Herkunftsland und waren wissbegierig.
Mit einem Satz: auf nach Gabon.
Und zuletzt eine Danksagung: Danke Andrea, dass Du mich überhaupt auf die Idee mit dem Blog gebracht hast.
Letzte Impressionen:
Ausblick vom Hotel Safari in Mayumba
Eine weitere Version: eine Maman und ein Papa
Strand bei Les Sablières in Libreville
Lagune in Mayumba
klassisches "dos tourné" - Beisl (umgedrehter Rücken), das die Einheimischen frequentieren.
Man sitzt auf Barhockern von der Strasse abgewandt
Im Bild "César´s" in Moanda, wo ich regelmäßig mein Frühstück eingenommen habe
Trotz aller Unkenrufe hat er noch immer Fans:
Fan-Club Barack Obama
Afrodisiakum - 20. Sep, 18:27